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Was ist ein Tinnitus?

Ohrgeräusche und Tinnitus – Nahezu jeder Mensch hat sie schon einmal erlebt: Es pfeift, brummt, summt oder zischt für einige Sekunden oder Minuten im Ohr. Dann verschwindet das Geräusch wieder. Dieses Phänomen ist völlig normal.

Anders verhält es sich, wenn das Ohrgeräusch, auch Ohrensausen oder Ohrenklingeln genannt, anhaltend oder immer wieder über einen längeren Zeitraum wahrgenommen wird. In diesen Fällen spricht man medizinisch von einem Tinnitus (lat. „tinnire“ = klingeln, klimpern oder schellen).

Dessen Charakteristikum ist, dass dieses Geräusch nicht durch die Umwelt, sondern im Patienten selbst verursacht wird und keinen Informationswert für den Betroffenen besitzt. Nur selten kann man Ohrengeräusche auch tatsächlich hören, man spricht dann von „objektivem Tinnitus“, der zum Beispiel bei Gefäßstenosen aufritt.

Tinnitus: Unterschiedliche Schweregrade

Die Beeinträchtigung im Alltag erleben Betroffene unterschiedlich – auch abhängig von der Ausprägung¹. Aus diesem Grund erfolgt medizinisch die Einteilung in vier Schweregrade.

Viele Patienten können mit dem Ohrgeräusch leben, einige aber belasten die Ohrgeräusche sehr. In diesen Fällen wird aus dem ursprünglichen Symptom „Tinnitus“ eine eigenständige Erkrankung, die psychotherapeutischer Unterstützung bedarf.

  • Grad 1: Ohrengeräusche sind gut kompensiert; Betroffene haben keinen Leidensdruck
  • Grad 2: Ohrengeräusche treten vor allem bei Stille auf; bei Stress und Belastungen wirken sie störend
  • Grad 3: Dauerhafte Beeinträchtigung im privaten und beruflichen Umfeld; Störungen im emotionalen, kognitiven und körperlichen Bereich treten auf
  • Grad 4: Dekompensation im privaten Bereich bis hin zur Berufsunfähigkeit

Tinnitus ist einer der häufigsten Gründe, weshalb Menschen einen HNO-Arzt aufsuchen. Rund 40% der Bevölkerung sind mindestens einmal im Leben mit Ohrgeräuschen konfrontiert.

Woher kommt Tinnitus?

Die möglichen Ursachen² für das Auftreten von Ohrengeräuschen sind vielfältig und noch nicht abschließend geklärt. Die Patienten, bei denen ein Tinnitus nach einem emotionalen Erlebnis bzw. Stress oder starker Lärmbelastung – anfänglich z.B. in Form eines Hörsturzes verbunden mit einer Hörminderung – aufgetreten ist, sind gegenüber denen, die ihn erstmals nach einer körperlichen Störung wahrgenommen haben, in der Überzahl.

In jedem Fall müssen die Ohrengeräusche ernst genommen werden, die Betroffenen sollten den Besuch beim HNO-Arzt keinesfalls aufschieben.

Ein Tinnitus kann sich prinzipiell in jedem Lebensalter entwickeln, tendenziell aber vermehrt mit zunehmendem Alter und mit beginnenden Hörproblemen³. Die meisten Betroffenen sind beim ersten Auftreten zwischen 40 und 50 Jahren. Allerdings steigt aufgrund lärmintensiver Freizeitaktivitäten der Anteil der jungen Patienten bis zum 30. Lebensjahr seit einigen Jahren⁴.

Laut der Deutschen Tinnitus-Liga haben in Deutschland etwa 2,7 Millionen Erwachsene einen chronischen Tinnitus, d.h. Ohrengeräusche, die länger als 3 Monate besteht. Jährlich kommen circa 250.000 Neuerkrankungen hinzu. Der Anteil der Tinnitus-Patienten bei hochgradig schwerhörigen oder gehörlosen Menschen ist besonders hoch.

Chronische Ohrengeräusche ist zwar nicht medikamentös heilbar, aber heutzutage gibt es verschiedene Behandlungsmethoden⁵, die den Umgang mit der Erkrankung erleichtern und den Patienten wieder mehr Lebensqualität geben. Dazu zählen eine umfassende Aufklärung sowie die akustische Stimulanz, d.h. das Angebot von Hörreizen, gerade bei schwerhörigen Patienten, sind hierbei ganz wichtige Säulen.